Sonntag, 2. Juni 2013

Wie unser Tierhof entstanden ist...

Britta und ich sind seit 1998 ein Paar, unsere gemeinsame Entwicklung zum "Andersdenken" ging langsam voran. Die ersten Jahre war ich es, die immer mehr Abschied von der Fleischnahrung nahm. Teils durch meinen Glauben an den Buddhismus, teils auch weil ich bereits als Kind immer mal wieder Vegetarische Phasen hatte, die Jahre andauerten. Auf jeden Fall war es irgendwann soweit wir wurden gemeinsam Vegetarier.

Ich kann gar nicht sagen, woran es genau lag, was der entscheidenden Punkt gewesen ist. Es war ein schleichender Prozess. Als meine Frau mit  unserer Tochter schwanger wurde, gab es noch Tage da nahm ihr Eisenmangel so dermaßen Besitzt von ihr, dass sie einen Heißhunger auf Steaks bekam. Ich lies sie einfach machen, das Ergebnis waren Schuldgefühle die sie danach Quälten. Nach der Schwangerschaft kam auch für Britta Fleisch nie wieder in Betracht.
Mit dem Veganismus war das ganz anders. Anfang 2009 machten wir den ersten Versuch. Uns war beiden bewusst, dass Milchprodukte ein ewiges Leid für die Kühe, Schafe und Ziegen bedeutete. Die Ausbeutung und der Missbrauch der Tiere war die entscheidende Kraft die uns dazu veranlasste unsere Ernährung umzustellen. Doch der Druck von Freunden und Familie, auch was unsere damals 2 Jährige Tochter betraf, hinderte uns  weiter diesen Weg zu verfolgen. Wir aßen nur noch Käse und Joghurt, ließen aber die Milch ganz weg. Im stillen ignorierten wir den Zustand, dass wir weiterhin am Leid der Tiere verantwortlich sind.
Doch manche Dinge klimmen im inneren weiter, wie ein Leuchtfeuer in der Nacht.

Im November 2002 entschied ich mich, mich intensiver dem Buddhismus zu widmen, Ich ging für mehrere Tage in die Stille. Danach rasierte ich mir den Kopf. Das war meine ganz persönliche Initiierung auf den Weg des Bodhisattva. Ich entschied mich diesen Weg ganz alleine zu gehen, ohne Sangha (Buddhistische Gemeinschaft). Diese Art der buddhistischen Tradition des Erwachens (Bodhi) nennt man auch  Pacceka-Bodhi. Einige Buddhisten werden sicherlich sagen, dies sei ein Widerspruch in sich, doch das ist es nicht. Auch Buddha ist diesen Weg alleine gegangen und genau das ist meine Motivation, so nah wie möglich dem ursprünglichen Buddhismus sein und dabei mein Mitgefühl (sanskrit: Karuā  ) entwickeln und stärken.
Durch diese Entscheidung veränderte sich etwas entscheidendes in mir, ich fing an mich dem Tierleid weiter zu öffnen. Es noch bewusster zu betrachten.

Britta ist ein leiser Mensch, sie entscheidet oft nachdem sie Tage, oder Wochenlang in Ruhe darüber nachgedacht hat. Ganz unabhänig von mir entschied auch sie sich für den buddhistischen Weg und dafür Tiere, die von Menschen misshandelt wurden, aufzunehmen und ihnen ein Leben frei von Gewalt zu bieten.
So kamen unsere Hunde zu uns. Katzen waren schon seit Jahren unsere Begleiter, das Leben mit Hunden war neu für uns. Das war auch die Zeit, in der alte bestehende Freundschaften sich verabschiedeten und neue Beziehungen entstanden.
Aus heutiger Sicher denke ich, dass genau das den Auslöser gab um letztendlich den Veganen Weg einzuschlagen.

2011 kauften wir unser Haus. Gebaut wurde es 1830 aus Sandstein, die Grundmauern sind womöglich noch viel älter.

Zwischen 1960 und 1990 wurde das Haus mehrfach umgebaut, es kam ein Anbau hinzu und auch wir bauten einen Teil des Hauses um. Zu dem Haus gehört ein kleines Stück Land. Insgesamt 1300qm. 
Wir haben unser gesamtes Geld in dieses Haus gesteckt. Und damit die Grundfesten für unseren Tierhof geschaffen. 

Zuerst kamen die Hühner. Dann die Schafe. 
Und dann kam der Name: Tierhof Amoa.

Amoa ist der dritte Vorname unserer Tochter Shaya. 
Im Buddhismus ist der Begriff: Amoha ein Synonym für "Unverblendung", also Klarheit, Weisheit. 
Dieser Begriff ist die Umkehrung von Moha - Verblendung. Und gehört zu den drei Geistesgiften*, die in der buddhistischen Lehre eine große Rolle spielen. 

Der Name unseres Hauses hat somit zwei Bedeutungen, einerseits spiegelt er die Liebe zu unserem Kind wieder und andererseits schützt er vor Unwissenheit.
Die Unwissenheit gilt in der buddhistischen Lehre als Grundursache für alles erfahrene Leid. 

Wir hätten unseren Tierhof natürlich auch "Amoha" nennen können, aber wir leben im Odenwald, kein Mensch wird hier verstehen, was Amoha bedeutet. Amoa wird dagegen mit unserer Tochter in Verbindung gebracht werden. Die wahre Bedeutung des Begriffs, zeigt sich im Miteinander zwischen Mensch und Tier. Nur das ist wichtig, nur das zählt.

Hier im Odenwald wurden  wir anfangs sehr irritiert beäugt, was sicherlich auch daran lag, das wir Homosexuell sind und eine Tochter haben. Hinzu kam unsere familiär freundschaftliche Beziehung zu dem Papa unseres Kindes, der ebenfalls Homosexuell ist. Für viele Leute war nicht klar ersichtlich wer mit wem verbunden ist. Nur der Umstand das Bernie, der Papa unserer Tochter, in Frankfurt lebt und wir gemeinsam mit unserem Kind im Ort, brachte die Leute dazu neugierige Fragen zu stellen. Ich mag neugierige Menschen. Sie sind mir lieber als Menschen die sich Geschichten ausdenken und sie als Wahrheit verkaufen. Wir leben sehr offen unsere Homosexualität, es ist Teil unseres Lebens. Daher sind Fragen überhaupt kein Problem für uns. 

Die meisten Fragen kamen zu der Entstehung unserer Tochter. Was ich sogar nachvollziehen kann. 
Dazu werde ich hier im Blog auch noch ein eigenes Kapitel eröffnen. 
Auf jeden Fall sind wir voll integriert, damit meine ich, sobald alle Fragen beantwortet waren, wurden wir sehr herzlich aufgenommen. Bedeutend für den Ort und die Menschen ist das noch Nachbarschaftshilfe angeboten wird, wir sind für einander da. Man kennt sich, man winkt sich zu. Im Ort selbst gibt es eine kleine Bäckerei, dort schreibt man noch an und bezahlt am Anfang des folgenden Monats. Dort ist auch der Nachrichtentreff für die Dorfbewohner, hier erfährt man welches Kind geboren wurde und wer gestorben ist. Und ich denke die Bäckerei ist nicht ganz "unschuldig" das man uns so freundlich und offen aufgenommen hat. Ein Lächeln öffnet viele Wege und mein erster Eindruck war von Freundlichkeit geprägt. Ich liebe diesen Ort und die Menschen und ich liebe unser Haus, das immer wieder neue Arbeit und auch neue Überraschungen für uns bereit hält. 

Wir sind am  24 Dezember 2011 eingezogen. Und seit dem sind wir angekommen in einem bunten, tierreichen Leben, mitten im Odenwald.

Wer uns besuchen mag, ist herzlich willkommen. 

Wer für die Tiere Spenden (Dāna*) möchte, ist ebenfalls herzlich willkommen. 




Das ist Emo.

Und schon endet der zweite Eintrag in meinem Blog... 

Ich wünsche euch noch einen wundervollen Tag!

Namasté

Eure Jo



Dana