Donnerstag, 12. Juni 2014

Vom guten und vom schlechten Schwein




Ich habe ewig nach einer Satire gesucht die ich einmal geschrieben habe und dank eines defekten PCs nicht mehr wiederfand. Heute in der Veganen Facebook Gruppe in der ich aktiv bin, wurden meine Blogs gepostet mit dem Hinweiß nach meinem Namen auf Google zu suchen.
Ich war echt überrascht, wieviel Seiten, Kommentare und co von mir und über mich zu finden waren und siehe da, auch meine alte Geschichte vom Schwein, habe ich so wieder gefunden.

Und die möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.
Ich zitiere einfach mal was ich damals (zu meinen Anfängen als Tierschützerin) auf einem Forum geschrieben habe. Das Ganze ist nun 3 Jahre her, damals war ich noch Vegetarierin....

Viel Spaß beim Lesen und ganz liebe Grüße von eurer Jo vom Tierhof Amoa



OHNE FLEISCH…

(ich erlaube mir hin und wieder mal meine Gedanken und Geschichten hier einzubringen, diese gehört dazu)

Die Entscheidung kein Fleisch (Fisch zähle ich ebenfalls darunter), zu mir zu nehmen, fällte ich als ich etwa 12 Jahre alt war. Damals starb ein Hund sehr elendig, direkt in meinen Armen. Er wurde wohl an der Bundesstraße ausgesetzt und ein Auto erfasst ihn.
Ich spielte sehr gerne im Wald, der Wald war mein Verbündeter, mein Trost und mein Seegen. Damals war ich wieder unterwegs und ich erinnere mich noch gut daran, als ich diesen großen grauen Hund fand. Er zwinkerte noch mit den Augen, bewegte noch seinen Kopf. Ich versuchte ihn in meiner Naivität zum Aufstehen zu bewegen. Aber er bewegte sich nicht mehr. Also kniete ich vor ihm, hielt seinen Kopf solange bis die Krämpfe kamen und er in meinem Armen starb.
Ich blieb eine Weile vor ihm sitzen und weinte in sein Fell. Ich beerdigte ihn nicht so wie ich es hätte tun wollen, dazu war er zu groß und zu stark. Ich bettete Zweige über ihn und legte Butterblumen auf die Zweige. Dann ging ich traurig nach Hause. Damals veränderte ich mich spürbar. Es zwar das zweite Mal das ich ein Wesen sterben sah, zuerst meinen Großvater, dann einen fremden Hund. Damals beschloss ich mit dem Essen aufzuhören.
Natürlich verstand niemand meine Weigerung Nahrung zu mir zu nehmen. Ich aß nur noch Joghurt und Dosengemüse (frisches Obst und Gemüse gab es bei uns nur sehr selten). Irgendwann war meine Großmutter so wütend auf mich, dass ich eine Weile vor meinem Teller sitzen musste, auf dem ein Braten mit dazugehöriger Bratensauce lag. Ich blieb nicht etwa sitzen, ich schrie und warf den Teller samt Essen quer über den Tisch. Das war der Anfang von meinem Vegetarischen Leben.

Es gab auch Fleischzeiten, Zeiten in denen ich mich anpasste an andere Menschen und Orte. Aber besonders wohl fühlte ich mich nie. Als ich dann meinen Ex-Mann kennen lernte, wurde das Fleisch als Nahrung zelepriert. Ich glaube das lag einfach daran, dass er aus einer ganz anderen Familienform stammte als ich, ich kam aus ärmlichen Verhältnissen, er aus wohlhabenden. Ein gutes Steak gehörte für ihn zur Lebensqulität. Am Tisch amüsierte man sich über mein Verhältnis zur Nahrungsaufnahme. Die ersten Jahre meiner Ehe versuchte ich stillschweigend Fleisch zu vermeiden, ich sprach nicht darüber. Aber viel Glück hatte ich mit dieser passiven Haltung nicht.
Erst als ich die Ehe beendete kam ich auch zurück zu meinem Empfinden und zurück zu meiner Ablehnung, tote Tiere zu essen.
Doch dieser Prozess dauerte noch eine Weile an, ich musste erst das nötige Selbstbewusstsein erreichen um diesen Weg fern aller anderer Ernährhungs-Wege zu gehen.

Heute sehe ich es so, die Fleisch-Ernährung tötet bestimmte Empfindungen ab, durch das Adrenalin, das die Tiere vor und während des Tötens ausschütten, wird bei uns Menschen eine Art Taubheit erzeugt. Diese Taubheit wiederrum ist dafür nötig, um das Leid der Tiere nicht wahrzunehmen. Ich habe vor einiger Zeit eine Satire über den Fleischverzehr geschrieben, die ich euch gerne zum Lesen geben möchte.
Desweiteren möchte ich ein wenig aufklären, ein wenig Bewusst machen, dass wir uns Menschen in vieler Hinsicht nicht vom Tier unterscheiden, vorallem das Schmerzempfinden macht uns zu Verwandten. Ich wünschte mir sehr, wir Menschen würden das was uns wirklich von Tieren unterscheidet zu ihrem und unserem Nutzen anwenden, nämlich die Gabe des Mitgefühls. Wir könnten so viel an Schmerz und Pein verhindern, wenn wir einfach das was uns offen steht mit einem Blick für den Nächsten betrachten und nicht nur mit den Blicken auf unser eigenes Spiegelbild. Es gibt so viel Leid auf dieser Welt und wir sehen unser eigenes Leid, das des Menschen. Während Aberhunderte von Tieren täglich misshandelt und geschlachtet werden, während ihr Leid spurlos an uns vorüber geht.

Ich bekomme oft zu hören: “Aber wir essen doch schon Biofleisch” und ich denke dass die Menschen, die darüber nachgedacht haben, dass diese Tiere vielleicht ein besseres Leben erwartet, doch nicht darüber nach denken, dass dies nur UNSERE Vorstellung von BESSER ist und das nur deshalb von Bio gesprochen wird, damit das Essen welches auf unserem Teller liegt, frei von Genen ist, die wiederrum UNS gesundheitlich schädigen können. Vergessen wird, dass es dem Tier einerlei ist, ob es heute genfreies Futter bekommt und morgen geschlachtet wird, oder ob es heute genmanipuliertes Futter erhält und morgen genau wie die Biofleischtiere beim gleichen Metzger landet.
WIR machen die Nahrung und wir können es auch wieder verändern. Um ein Gleichgewicht in dieser Welt herzustellen müssen wir anfangen, uns als das zu sehen was wir sind, ein Teil davon, genau wie das Schwein das im Restaurant an der Ecke auf der Tafel steht, mit Sülze und Kartoffelbrei.
Es gibt Momente da denke ich darüber nach was wohl wäre, wenn es uns nicht gäbe, welche Vielfalt würde es auf diesem Planeten geben und welcher Frieden würde unter den Wolken zu fühlen sein. Eine Welt ohne Mensch ist dann wahrscheinlich wirklich eine bessere Welt. Nur leider bin ich einer der Menschen und ich möchte noch eine Weile leben. - und es gibt Tage, da denke ich oft wie gut es ist, ein Mensch zu sein, der vielleicht etwas verändern kann, das überwiegt dann alles, an eigener Trauer.

NAMASTE
Ich verbeuge mich vor allen Wesen.
Mögen alle Wesen glücklich sein, damit ist auch der Mensch gemeint!.
Und hier nun meine Satire
Vom guten und vom schlechten Schwein
eine Satire von Johanna Schlitzkus



Vom guten und vom schlechten Schwein

Unsere DNA ist dem Schwein sehr ähnlich und deshalb werde ich hier in vieler Hinsicht Vergleiche mit unseren Artgenossen ziehen. Das Schwein ist gar nicht das was es für uns zu sein scheint. Es ist ein kleines rosa Wesen mit flachen Rüssel und Ringelschwanz, ein oft gegessenes, mit Worten belegtes Tier, dass wir immer mal wieder für abfällige Äußerungen missbrauchen.
In Wirklichkeit ist ein Schwein geteilt zu betrachten, es gibt nämlich gute und schlechte Schweine.

Das gute Schwein ist das Tier, das Fleisch und Wurst und einen Schwartenmagen zaubert und zu guten (oder weniger guten) Essen zubereitet wird. Ein Schlachtobjekt unserer Begierde. Das schlechte Schwein ist immer dann die Bezeichnung für Menschen aller Altersgruppen und Nationalitäten, wenn Mensch von Mensch nicht verstanden wird und nicht mehr weiß wie er oder sie sich sonst erwehren soll. Die Sprache ist ein gutes Ventil, Schwein ein oft gehörtes und gewohntes Schimpfwort. Jeder hat es mal gebraucht - davon bin ich überzeugt, und sei es nur als Gedanke. Wir lernen bereits im Mutterleib, dass ein Schwein ein Mensch ist, der etwas unschönes getan oder gesagt hat. Und gleichzeitig lernen wir, ein Schwein ist rosa und hat einen Ringelschwanz und man kann Steaks daraus machen. Außerdem quickt es und grunst.


Damit hört es eigentlich auch schon auf mit dem Lernprozess. Manche Menschen interessiert das Schwein auch aus gesundheitlichen Gründen. Es gibt die Schweinepest, bei Mastschweinen kommt manchmal kein gutes Fleisch zustande, weil die Tiere so viel Adrenalin ausschütten, dass das Fleisch zu Hundefutter verarbeitet wird, wer will schon Hundefutter essen. Also interessiert diese Menschen eine bessere Aufzucht, gutes Futter für die Schweine und dann wird das Ganze mit dem Gütesiegel versehen und kommt als Bio-Ware in die Kühltruhen. Diese Menschen haben dann ein gutes Essen für andere Menschen gemacht und überhaupt sie fühlen sich besser, denn sie haben auch noch etwas für die Umwelt getan.

Das Schwein als Markenware. Man sieht sie manchmal in Plastik stehend, vor dem guten Metzger in der Stadt, lächelnde Schweine mit ihren zartrosa Bäckchen und hocherhobenen Fuß (den rechten versteht sich) der dann auf das Angebot des Tages hinweist. Kennt ihr diese kleinen Plastikschweinchen, achtet mal darauf, sie lächeln immer!
Die anderen die Schlechten, die sieht man nie. Man hört sie nur. Auf halbleeren Gassen, wenn die Lichter der Kneipen langsam verlöschen, dann hört man noch eine Flasche die unsanft auf den Boden fällt und einen lallenden Ausdruck: ” Du Schwein du!” Wen er denn nun mit diesem Schimpfwort betitelt, den sieht man nicht. Denn man nimmt schnell Reißaus, vor dem Betrunkenen an der Ecke. Es interessiert nicht weiter. Die schlechten Schweine die will man nicht, man jagt sie aus dem Garten, oder aus der Tür oder man versucht sie einem Albtraum gleich zu begraben. “Gesagt haben wir doch sowas nicht, nein wir nicht!” Zitat Ende.

Wir wachsen damit auf, mit den guten und den schlechten Schweinen. Mit dem: “Hand vor den Mund und hör auf zu Grunzen!” oder “Iss schön dein Fleisch auf Schatz, damit du groß und stark wirst!”
Uns interessiert nicht weiter woher die Tierchen kommen, wie sie sterben und wie unsere Steaks hergestellt werden. Uns interessiert nur ob ihr Fleisch frisch ist, ob die Kühltheke gut sortiert ist. Ob das Fleisch schön rosa ist (so wie das Lächeln des Metzer-Plastikschweinchens), natürlich das Herstellungsland (Gerda zu Bruna: “Kauf nur nix aus Übersee, der Weg ist zu weit und du weißt nicht wie lange das Steak unterwegs war!”), vielleicht noch das Biosiegel (Sabine zu ihrer Frau: “Für uns nur das Beste! Kauf BIO!”) und natürlich der Preis.
Das ist es was wir bereits als Kleinkinder mitbekommen. Das gute Schwein auf dem Brot in Form von einem kleinen Teddybären. Die sogenannte Kinderwurst.
Doch merkwürdig, wenn ich durch die Reihen der Kinderernährung gehe, die kleinen Gläschen betrachte, da wird mir auf einmal bewusst, da gibt es kein gutes Schwein. Da gibt es Huhn und Pute und sogar vereinzelt Rind, doch kein Schwein. So als ob das Lächeln gar nicht mehr so rosa aussehen würde. Man hat doch tatsächlich das Schwein vergessen - das gute Schwein versteht sich. Und so frage ich mich, warum steckt es nicht in den Gläschen, wenn es doch immer noch in den Theken zu finden ist, als Abgepacktes hinter den Tresen liegt, vergammelte Ware hinter den Kaufhäusern in Containern und auf dem Küchentisch fein zerlegt als Sonntagsbraten, warum also nicht auch in den kleinen Glasbehältern für Kindernahrung. Ein kleines Schwein das singt und auf einer saftigen Wiese tanzt. Warum hat die Werbung das gute Schwein vergessen?
Ich stell es mir so schön vor, rosa auf saftigem Grün der Wiese, mit Butterblümchen in zarten Gelb und über dem ganzen: Gutes Schwein in zartem Buttergemüse.
Merkwürdig oder?

Und deshalb habe ich nachgehakt, klar gibt es das gute Schwein in Babynahrung (ab 4 Monate steht darauf) von Alete und Hipp. Aber niemand kauft es. Und deshalb ist es auch nicht im Sortiment. Ich fragte mich warum kauft es niemand. Und bekam zur Antwort: “Na wegen der Schweinepest (KSP klassische Schweinepest oder ASPV - Afrikanische Schweinepest-Virus) und den Zusatzstoffen die aus dem Schwein gewonnen werden und natürlich der Antibiotika die Mastschweine bekommen und die sich dann im Fleisch absetzt - Ah danke sage ich! Jetzt kapiere ich es! Na klar, man will ja nicht, dass die lieben Kleinen die Schweinepest (oder schlimmeres) bekommen. Verständlich. Nur, warum dann die Kinderwurst, diese - ihr kennt sie sicherlich - mit dem Teddy drauf (Theodor würde sich sicherlich freuen!) Wurden die Zusatzstoffe, die Antibiotika und der Virus dort herausgenommen, vielleicht durch chemische Prozesse zum zersetzen gebracht? Oder ist das ganz Kind gerecht genmutierte Tierchen, nur für diese Wurst gezüchtet?
Eine Antwort habe ich nicht erhalten, ich habe es auch nicht erwartet. Auch keine Antwort warum es noch immer Schweinesteaks von Massentierhaltern gibt und warum auf den Schlachthöfen die Tiere in engen Verschlägen gehalten werden und diese in ihrem eigenen Kot dahin vegetieren, bevor sie psychisch und physisch zerrüttet geschlachtet werden (Human versteht sich!).
Auch keine Antwort, warum wir Menschen zwar auf Packung und Preis achten, bevor wir ein Produkt kaufen. Auf Konservierung und die kleinen E´s und sonstigen merkwürdigen Kürzel die uns nur dann etwas sagen, wenn wir uns die Mühe machen in Google nachzulesen. Wir achten auf versteckten und unversteckten Zucker, ob die Ware getestet wurde und ob es schmeckt.

Aber uns interessiert es nicht ob unser Kind irgendwann nur einen Unterschied zwischen dem Guten und dem Schlechten Schwein kennt, nämlich die Hand vor den Mund zu halten, wenn es Husten muss. Oder sich die Hände nach dem Pipi machen zu waschen, keine Popel zu essen und auf keinen Fall einen Regenwurm: “Bäh du bist doch kein Schwein, nimm den Wurm aus dem Mund!” Stattdessen isst es gute Schweine aus der Tiefkühltruhe oder direkt vom Metzger, Schweinerosa und ganz frisch.
Und hin und wieder schlägt es sein Kinderbuch auf, das vom Bauernhof und da tummeln sich dann lächelnde Schweinchen auf der Wiese oder im schönen Stall. Später dann hat es einen eigenen kleinen Bauernhof mit Pferdchen und Hühnchen und natürlich auch den rosa Schweinchen und die darf es dann auf die Wiese vors Haus setzen.
Und sollten wir intelligente Kinder haben, die dann einen Zusammenhang sehen zwischen der Teddywurst und der Spielzeug-Bauernhof-Schweinehaltung, dann können wir immer noch sagen: “Den nächsten Urlaub verbringen wir dann auf einen richtigen Bauernhof, damit du mal echte Schweine siehst!”. Und natürlich nicht auf einem Masthof, das wollen wir weder unseren Kindern noch uns antun. Das wäre zu unmenschlich. Nein ein Ferienbauernhof in Bayern. Da laufen dann die kleinen und großen Schweinchen auf dem Hof herum und unsere Kleinen können sie dann füttern, biologisch natürlich. Und im Winter, wenn es keinen Gastbetrieb mehr gibt, werden diese dann human geschlachtet und kommen im Sommer auf das Butterbrot (die Wurst ist ohne Verpackung, denn dann müsste ja drauf stehen: Eigene Schlachtung!). Wir achten nur darauf, dass die Schweine ihr Lachen nicht verlieren. Denn Kinder lieben kleine rosa Schweinchen mit einem Lächeln im Gesicht.
Ach ja, die schlechten Schweine, die kommen in meiner Geschichte ja faßt schon zu kurz. Doch spätestens im Kindergarten hören wir sie. Wenn Leon das Spielzeug von Alexander geklaut hat und Alex wütend zur Kindergärtnerin läuft und weint: “Das doofe Schwein hat meinen Laster geklaut!”
Gute Kindergärtnerinnen sagen dann: “Schwein sagt man nicht - Schwein is(s)t man!”
Guten Appetit wünscht Johanna



Johanna Schlitzkus, freie Autorin