Donnerstag, 3. Juli 2014

Tagebuch - Gedanken zum Tierrecht....

in Verbindung zum Buddhismus...

Heute hatte meine Frau Geburtstag also haben wir uns kurz entschlossen nach Frankfurt zu fahren, wir waren mit unserer Freundin Marie im EdelKiosk Frühstücken, Anna hat was super leckeres für uns gemacht, nämlich veganen Flammkuchen... echter Hammer, zum Nachtisch gab es einen Kirsch-Schoko Muffin. Danach wollten wir eigentlich nach Hause fahren und arbeiten. Aber da dachten wir uns, wenn wir schon mal in Frankfurt sind können wir auch mal kurz nach Bornheim, ins Veganz  fahren. Dort haben wir dann die Nahrungsmittel eingekauft, die wir sonst nirgends bekommen (und bestellen müssten) und jeder hat ein veganes Eis gegessen. Natürlich selbstgemacht. Ich hatte ein Gurken-Ingwer-Minz Eis, nachdem ich meine Frau probieren ließ, hat sie das gleiche Eis mit Chiasamen genommen... SUPER LECKER - ich weiß es liest sich eigenartig, aber ich habe wirklich noch nie so ein gutes Eis gegessen, ich war hin und weg. Shaya hatte ein Beereneis mit Kokos und Schokosauce, was sie ebenfalls super lecker fand ("viel besser als ein Eis mit Milch"!!!) Danach sind wir noch mal kurz beim Biospahn-Vegan vorbei  - es war uns alles zu "Vleischig" trotz Vegan. Aber es war interessant zu sehen, was man für vegane Alternativen  herstellen kann und das es letztendlich nicht vom Fleisch zu unterscheiden ist. Und dann waren wir noch kurz in einem Kleinen Veganen Kaffee (ich habe den Namen leider vergessen) super süss eingerichtet, ganz in Weiß und sehr fein... ich habe dort nur einen Latte to Go mit Haselnussmilch mitgenommen. Wir waren einfach vom Edelkiosk und vom Eis so satt. Unsere Tochter ist dann im Auto eingeschlafen und ich war kurz davor.

Solltet ihr aus der Nähe von Frankfurt sein, es lohnt sich wirklich einen Auflug zu machen, alleine das Edelkios (das erste vegane Kaffee in Frankfurt) ist schon ein kleiner Ausflug wert. Ich war bisher (glaub ich) drei mal dort und jedesmal hatte ich das Gefühl, ich sitze in einem Wohnzimmer und lasse den Tag verstreichen, mal unterhält man sich mit anderen Veganern, mal liest man eine politische Zeitung oder stöbert in den vielen Büchern. Nach dem Frühstück fühle ich mich gestärkt und irgendwie voller Energie. Ich liebe es!!!

Ein toller Geburtstag geht nun zu Ende... Frankfurt ist für uns wie eine andere Welt. Ich tauche ein und komme wieder hervor, teils Müde aber voller Eindrücke. So haben wir gemerkt, das sich wieder alles mögliche Verändert hat. Die Stadt wächst täglich und es gibt mittlerweile so viele Vegane Restaurants (in denen wir nicht waren), Ein kleines Schlaraffenland für sich. Ich habe vor vielen Jahren in Frankfurt gewohnt, ich kann mir das nicht mehr vorstellen in Frankfurt zu leben. Die Wolkenkratzer erscheinen mir immer großer und voluminöser und ein ausgefallener Glasbau steht neben dem nächsten. Die Straßen sind voller Menschen und Autos und es riecht in jeder Ecke anders. Wenn ich in  Bornheim auf der Bergerstraße  laufe komme ich mir vor wie in Palma oder einer anderen südländischen Stadt. Überall sitzen Leute an kleinen Tischen. Eine Frau saß mit einer Föhnhaube auf einer Bank und telefonierte, während hinter ihr der ganz normale Friseuralltag weiter ging. Für mich Landei ist es, als würde ich in eine andere Welt eintauchen, eine geschäftige stressige Welt voller Menschen und Essen und voller Geld das über die Ladenkassen fließt.

Im Edelkiosk unterhielt ich mich mit einer Frau die in einer WG wohnt und dort für ein 20qm großes Zimmer über 300,- Euro zahlt. Ich zog geschockt die Luft ein, für so viel Geld bekommt man bei uns eine komplette 2 Zimmer Wohnung von 60qm. Sie sagte, das es billig sei, ich fühlte mich wie ein Alien aus einer anderen Galaxie. Auch erfuhr ich zu meinem Entsetzen, das Taubenzüchter ihre Tauben hunderte Kilometer entfernt von ihrem Zuhause aussetzen, damit sie einen Wettkampf gewinnen können, wenn die Stärkste wieder den Weg in ihren Bau findet.  Viele dieser Tiere schaffen den Flug nicht und sterben qualvoll. Ich musste mehrfach schlucken, ich hatte Tränen in den Augen, ich schluckte sie runter. Meine Frau fragte dann später: "Was hast du denn gedacht, warum Tauben gezüchtet werden?" und ich sagte leise... "Weil man die Tauben mag, weil man es liebt, dass sie in Formation über das eigene Dach fliegen...". Meine Frau sah mich lächelnd an, wie man ein Kind tröstend anlächelt, dann strich sie mir über den Arm. Ich kenne das von unseren Tauben hier im Ort, sie fliegen täglich über die Dächer, umkreisen unseren Ort und fliegen dann wieder nachhause. Ich fühlte mich so dermaßen Naiv und wieder tut sich ein Abgrund auf und wieder fühle ich diese Trauer in mir, die mich immer mehr von Menschen entfernt.

Als wir hier wieder ankamen, verstand ich noch mal um so mehr, den Ausdruck meiner Frankfurter Freundin die immer mal wieder sagt: "Ihr seid meine Insel" Ich kam hier an und eine Ruhe empfing mich. Der Odenwald lullte mich mit seiner Schönheit ein und ich hatte das Gefühl wieder da zu sein, in meinem Zuhause, in meiner Ruhe und meiner Gelassenheit. Ich habe, kaum das ich hier war, meine Klamotten gewechselt, die Frankfurter Schnelligkeit und Lautstärke, gegen die Ruhe hier...

Ich bin Daheim!

Dennoch fühle ich in mir den Zwiespalt der immer größer wird, das eine ist meine Religion, der Buddhismus, das andere der Kampf um die Rechte der Tiere. Der Spalt der sich auftut, hinterlässt in mir ein Gefühl von Einsamkeit. Ich bin wütend und traurig und ich weiß nicht wohin mit diesen Gefühlen.
Ich merke immer mehr, das ich ein Mensch wie jeder andere Mensch bin. Auch in mir schlummert die Gleichgültigkeit gegenüber unseren Mitlebewesen, in dem Fall den Menschen.

Je mehr ich über den Missbrauch unserer Mitlebewesen der Tiere weiß, desto mehr fühle ich Wut in mir, ich fühle mich in die Pflicht genommen, etwas dagegen zu ändern. Die gleiche Frau die in der WG lebt, lehnt Vegane Ernährung ab. Ich habe sie gefragt, ob es daran, liegt, dass sie zu wenig Empathie den Tieren gegenüber nicht empfindet und sie sagte, das kann schon sein.
Es war ein gutes - nicht abwertendes Gespräch.
Aber  ich fühlte Unverständnis. Je mehr ich mich mit meiner veganen Ernährung auseinander setze, desto mehr fühle ich Unverständnis Menschen gegenüber.

Ich schließe mich da noch nicht mal aus, denn auch ich bin ein Mensch.
Auch wird mir bewusst, das ich nicht mehr für Menschen kämpfen kann, ich kann mich nicht mehr schützend vor sie stellen, weil mir einfach die Energie fehlt, die ganz klar in eine andere Richtung fließt, nämlich hin zu anderen Geschöpfen, den Tieren.
Ich merke ich mache einen Unterschied, den ich vor kurzen noch nicht gemacht habe.
Und das bringt mich dazu meinen Glauben zu überdenken. Mich noch einmal intensiv damit auseinander zu setzten.

Auf der Fahrt nachhause habe ich mich selbst überprüft, ich dachte darüber nach, ob ich mich überhaupt noch Buddhistin nennen darf. Weil ich Wut empfinde und Trauer und sich all das gegen die Fleischessenden und Leid ignorierenden Menschen richtet. Ich dachte darüber nach ob sich all diese Gefühle mit dem Buddhismus vereinen lassen, oder ob es mich letztendlich trennt und ich die Konsequenzen ziehen muss. 
Ich kam zu einem interessanten Ergebnis.

Ich glaube es ist wichtig, all das was ich empfinde und wahrnehme, dass ich die Wahrheit hinter dem Spiegel der Oberflächlichkeit erkenne - wichtig für meine spirituelle Entwicklung ist. 
Auf den einen Blick trennt es mich - doch dann macht es bewusst, das Buddha ähnliches erfahren hat. Er hat das Leid mit eigenen Augen gesehen, er hat mitgelitten als ihm bewusst wurde, das es auch dann geschieht, wenn er versuchte es aufzuhalten.
Und doch ging er weiter, suchte nach Möglichkeiten.

So hat sich die Lehre des Buddhismus entwickelt. Um etwas zu verstehen, muss man es erfahren, man muss hinein und hindurch gehen um die Wahrheit zu erkennen. Vielleicht ist Buddha anders damit umgegangen als ich, die ich laut brülle und meinen Rotz und meine Tränen  in Texte einbinde und so versuche etwas im kleinen zu verändern.
Ich erlebe eine Trennung in meinem Bekannten und Freundeskreis. Einige Leute haben sich verabschiedet, mir wurde Fanatismus vorgeworfen, oder Diskriminierung, Dogmatismus, Kompromisslosigkeit, Gutmenschentum usw.
Bei all dem merke ich, es stimmt in gewisser Hinsicht. Mein Dogmatismus ist die Wahrheit zu erkennen und gegen Windmühlenflügel zu kämpfen. Meine Frau sagte auf der Fahrt: "Du wirst nicht viel ändern können!" Und ich sagte: "dann ackere ich solange bis ich etwas verändert habe!"

Letztens schrieb mir eine Frau, ich sei ihr Vorbild, weil ich meine Schwächen zugebe. Ich musste erst Lachen, weil ich dachte: "Ach je du kennst mich nicht!"
Auf der Fahrt nachhause dachte ich... eigentlich ist es schön ein klein wenig Vorbild zu sein. Wenn das mein Weg ist im Buddhismus, im Tierschutz und um für ein anderes besseres Tierrecht zu kämpfen, dann habe ich doch schon einiges erreicht. Die Tränen waren nicht umsonst.

Der Schmerz das Leid dieser schutzlosen Lebewesen zu erkennen und darüber zu berichten.. all das ist nicht umsonst, wenn irgendwo auf dieser Welt ein Mensch sitzt der dahinter mich sieht, auch ein Mensch mit Schwächen und trotzdem sagt: "Du bist mein Vorbild".Vielleicht hat sie mich ja doch gesehen. 
Dann kann das was ich tue, nicht ganz so verkehrt sein... 

Ich lächel dem Buddha zu und denke innerlich... vielleicht ist das mein ganz persönlicher Weg zur Versöhnung mit den Menschen und zum Mitgefühl für all jene die noch weit davon entfernt sind Tiere als Gleichwertig anzuerkennen.
Vielleicht ist mein Weg ein einsamer Weg weil ich Wütend bin und Traurig und erkennen muss, jeden Tag aufs neue, das meine Wut berechtigt ist.

Es gibt Tage da fühle ich mich schwach und hilflos, dann möchte ich nichts mehr hören und sehen. Blind und Taub auf einer Wolke sitzen fern von anderen Menschen. Ich fühle in mir ein Gefühl von Hass und könnte dagegen Schreien. Weil wieder ein Tier misshandelt wurde, weil wieder ein Tier ausgesetzt wurde. Wieder wurden zig Tausend Schweine in kleinen Metallkästen gehalten und da gibt es Menschen die das gutheißen, die mir erzählen, das es richtig ist, diese Schweine so zu halten.
Wieder wurde eine Taube gefunden, ausgedurstet und ausgehungert und nur der Gang zum Tierarzt kann ihre Qual beenden. Wieder wurde eine Katze geschlagen und getreten. Wieder wurde ein Pferd augepeitscht weil es nicht schnell genug lief. Wieder wurde einer Kuh das Kälbchen weggenommen und man hört ihr Schreien noch kilometerweit. WIEDER und WIEDER...
Ich sehe all das und ich frage mich seit geraumer Zeit, warum ich überhaupt noch laufe, warum ich noch atme, warum  ich überhaupt noch Lebe. 
Eigentlich müsste ich bei all dem was ich in meinem Leben erlebt habe und all das was ich weiß...eigentlich müsste ich schon längst ein Fall für die Klapse sein.

Ich frage mich, warum ich das Leid überhaupt ertrage, ich bin feinfühlig und hochsensibel, ich rieche Dinge die andere erst riechen wenn sie mit der Nase darauf gestoßen werden. Ich fühle den Schmerz anderer Lebewesen als wäre es mein Eigener.


Gestern hat Bommel ihre Welpen bekommen, ich war bei der Geburt dabei, ich habe zwei Stunden auf dem Boden gesessen und auf sie gestarrt, ich habe jede ihrer Wehen miterlebt. Als alle 6 Kätzchen auf der Welt waren bin ich wie erwacht aus meiner Konzentration. Einem musste ich das Gesicht abwischen, weil Bommel so erschöpft war, das sie es erst mal liegen ließ. Es atmete danach und dann konnte sie sich auch darum kümmern. Es war eine gute Geburt.

Doch danach sah ich die kleinen Würmchen an und dachte: Scheiße und das alles nur, weil dich Leute ausgesetzt haben, weil sie dich nicht kastrieren ließen.... Da war die Sorge um meine kleine Bommel, deren ältere Welpen gerade einmal wenige Wochen alt sind. Und gleichzeitig sah ich das neue Leben, das sich zaghaft bewegte, ich sah wie in den kleinen Körpern die Herzen schlugen. Ich fühlte mich so unglaublich voll von all dem. Die Trauer, das Glück, die Sorge, die Wut... all das stürmte auf mich ein, ich wusste nicht wohin mit mir. Jedes Geräusch war zu viel und doch sehnte ich mich nach dem Leben da draußen. Ich hatte eine üble Laune.

Da wurde mir auf einmal bewusst warum ich Leid ertragen kann, weil es immer zwei Seiten gibt.
Die eine Seite ist durch meine Ernährung kein Konsument mehr für die Fleisch und Milchindustrie zu sein. Ich merke ja an den Kommentaren und Artikeln wie sehr gegen die vegane Ernährung vorgegangen wird und gleichzeitig sehe ich wie immer mehr vegane Restaurants und Kaffees in Frankfurt auftauchen. Es ist eine Gegenbewegung die nicht mehr aufhaltbar ist. Die Welt verändert sich.
Und genau durch diese Veränderung wird das Leid noch sichtbarer. 
Diese beiden Seiten gehören zu einer Medaille. 

Ich glaube fest daran, das ich irgendwas tun kann um Leid aufzuhalten. Ja ich bin Naiv, aber ich erfahre tag täglich mehr und mehr Realität. 

Und ich begreife das nur ein Ort wie dieser hier im Odenwald. Dieses DAHEIMSEIN und Ankommen mich schützt vor dieser Realität. Ein winzig kleiner Ort an dem ich Mensch mit Tier sein kann.
An dem ich sehe das es geht, das Tiere mit Menschen zusammen leben können und alt werden können.
Gäbe es unseren Tierhof nicht, wäre ich vielleicht immer noch Vegetarierin.

Wer weiß schon was wäre wenn ...

Aber ich weiß, was ist weil...

Und genau deshalb hat diese Wut, die eigentlich konträr zu meiner Religion steht einen Sinn, sie lässt mich weiter Erfahrungen sammeln, sie lässt mich Wahrheit erkennen und mich Schmerz ertragen und sie lässt mich hinsehen... 

Ich brauche die Wut um nicht zusammen zu brechen.
Das ist mir jetzt bewusst.

In dem Sinne 
Wut ist nur dann produktiv, wenn man sie gewaltfrei  für Wesen einsetzt, die den Frieden dringend nötig haben. 
Namasté eure Jo 

PS: eben habe ich noch erfahren, das ein Kater gefunden wurde, dessen Kiefer gebrochen war, dessen Zunge entfernt wurde. Ich könnte Kotzen, weil ich keinen Platz mehr für noch eine Katze habe... und ich wünschte es wäre anders...