Sonntag, 3. August 2014

Jeder kann die Welt verändern!






Diese Woche war der reinste Wahnsinn, wir bekamen endlich die ersehnten Spenden, so dass wir wieder unseren Vorat an Katzenfutter auffüllen konnten... Dem Himmel sei dank.
Wir standen nämlich wieder einmal vor dem Fragezeichen hinter dem: "Wie geht es jetzt weiter".
Doch dann schickte uns Animonda ein großes Paket mit Futter, gleich danach einige private (super tolle) Spender, dann bekamen wir noch Geld aufs Spendenkonto überwiesen und wieder geht es Berg auf.
Es ist merkwürdig in meinem Leben, immer dann wenn eine Denkpause eintritt und wir uns anfangen Sorgen zu machen, kommt von irgendwoher ein Lichtschein und erhellt unser Leben mit so einer überdimensionalen Glühbirne, dass es schon Magisch ist.
Vor vier Tagen bekam ich dann ein Angebot gemacht, das mich wirklich aus den Socken hob, die OnlineZeitung Vegan-News fragte mich ob ich einen Artikel über unseren Tierhof schreiben mag. Natürlich mochte ich, nur dachte ich zu diesem Zeitpunkt es bleibt nur bei einem Gastartikel. 
Aber weit gefehlt. Meinen ersten Artikel schrieb ich noch in der gleichen Nacht. Ich schrieb mir einfach ein kleines Stück die Seele aus dem Leib. Ich hatte keine Lust die romantische Schiene aufzufahren, die oft gerne gesehen wird, wenn es um Tiere geht. Die meiste Zeit verbringen wir hier in Arbeit, natürlich kuscheln wir auch, aber wir stehen auch in der Scheiße oder graben löcher um unsere verstorbenen Mitbewohner zu beerdigen. Das Leben auf einem Hof ist ein Kommen und Gehen und mit jeder Träne die fließt, fließt auch ein kleines Stück von einem selbst weg.

Eigentlich beginne ich den Tag mit Hoffnung und ende den Tag mit Hoffnung. Dazwischen sind viele Gedanken und Empfindungen.

Ich schrieb 5 Seiten runter, korrigierte, strich aus, schrieb neues... aber am Ende blieb es bei den 5 Seiten. Dann schickte ich meinen Text ab und hatte Bauchkrummeln. Ja ich weiß ich bin mittlerweile ein alter Hase, ich schreib immerhin schon seit mehr als 30 Jahren - Trotzdem. Ich habe meine eigene Art zu schreiben, ich kann nicht in Distanz gehen und so tun, als wäre der Artikel kein Teil von mir. Das liegt mir nicht. Ich schreibe aus meinem Blickwinkel. Ich wusste zu dem Zeitpunkt wirklich nicht, ob diese Art der Schreibe erwünscht war. 

Am nächsten abend bekam ich dann die Antwort: "Johanna meine Feelings ändern sich von schallend lachend bis tot traurig!"
Ich weiß noch wie ich hier saß und überlegte: Ist das gut oder nicht?

Am morgen darauf dann die Antwort: "Wir sind begeistert!"
Mein erster Artikel wurde heute herausgebracht und ist hier zu finden:
Vegan-News

Ich bin nun Redakteurin einer Zeitung und kann es immer noch nicht fassen.
Ich weiß noch vor vielleicht 25 Jahren wurde ich schon einmal gefragt, ob ich Artikel schreiben mag, damals sagte ich nein. Dann vor einem Jahr fragte man mich erneut, ob ich einen Artikel schreiben mag. Ich schrieb den Artikel aber ich fühlte mich die ganze Zeit, als würde ich über jemand anderen schreiben.

Es war als wäre die Luft raus und ich kam an dieses Thema nie wieder tief heran, obwohl ich auch hier über MICH schrieb, es war das Thema Homosexualität.
Zum Artikel :
Tuckenalarm


Und ich merke auch jetzt, das es zwar zu Britta, mir und Shaya gehörte. Zu unserer Familie. Aber es ist nichts, was mich wirklich beschäftigt, worin mein Herzblut steckt. Lesbisch sein und Regenbogenfamilie ist so Normal für mich geworden. Meine Güte meine Tochter kommt im nächsten Monat in die Schule. Natürlich führe ich noch meine Kämpfe, ich will immer noch ganz legal heiraten und Rechte für mein Kind. Aber das ist nichts, dass ich nah außen trage, dass für mich so eine immense Kraft hat, das es mich zieht - wie ein roter Faden der mich trägt ... schwankend und torkelnd. Mein Homo-Sein ist festverankert und löst sich nicht einfach in Luft auf. Es bleibt beständig und muss nicht geändert werden um die Welt zu erneuern, oder um Leid zu verhindern.
Das "Andere" jedoch, die Hoffnung auf Unversehrtheit aller Lebewesen, das lässt mich wie eine Wilde nach Luft schnappen. Darüber denke ich Tag und Nacht nach.
Das ist das was mich hier am Laufen hält.
Die Homo-Sache gehört für mich dazu, wie Schuhe binden, oder Zähneputzen. Ich weiß nicht ob ihr versteht was ich meine. Es ist genauso wie meine Glatze. Die Leute schauen mich an und ich frage mich: "Huch hab ich noch Kräuter zwischen den Zähnen?" Ich husche auf eine Kaufhaustoilette und begutachte mich im Spiegel und ich sehe so aus wie ich immer aussehe, und trotzdem starren die Nächsten die mir begegnen wieder als wäre irgendwas bei mir nicht Rund. Ich schau dann meine Frau an und frage: "warum gucken die so, ist alles ok bei mir?"

Und nach einem Moment überlegen meint sie lachend: "Deine Glatze!" und ich verdreh grinsend die Augen: "Na klar!"
Homosein ist für mich wie meine Glatze, sie gehört zu mir. Ich vergesse sie nur allzu oft und wundere mich dann, das jemand mich darauf aufmerksam macht, in dem er mich anstarrt. 

Wenn ich über Vegan oder Tierleid schreibe begebe ich mich auf andere Ebenen, es geht vielleicht Oberflächlich um mich und mein Empfinden. Aber in der Tiefe geht es um etwas ganz anderes. Es geht um das Leben der Tiere dort draußen. Das Leben der Tiere auf meinem Hof und das Leben der Tiere die kein Leben mehr haben. Der Begriff: Massentierhaltung stößt mir auf wie bittere Galle. Wie ein Magengeschwür, einem Krebs gleich... ich will das es weg geht, ich das es sich verändert. Ich will das es aufhört.. ICH WILL!!!

Es geht um Tierleid und es geht darum das wir uns alle Schuldig machen, jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten. Es ist wie ein Strudel der durch uns hindurch fegt und vor keinem einzigen anhält. Jeder wird berührt. Und doch ignorieren es die meisten!

Es ist so als wäre eben ein Flugzeug abgestürzt und keinen interessiert es.
Es ist als würden sich Risse in der Erde auftun, Autos stürzen hinein und niemand sieht es. 
Es ist als würde man jemanden die Brust bei vollem Bewusstsein öffnen und die Niere entfernen und der Jenige liest dabei Zeitung, oder schaut Fernsehen - als hätte all das nichts mit ihm zu tun.
Das Leben geht einfach weiter, während wir zusehen, das Tiere misshandelt werden. 
Das Tiere bestialisch getötet werden. Das Tiere leiden und schreien und sich wehren und am Ende doch nur die Verlierer sind.

Wir opfern bereitwillig jede freie Minute für menschliche Belange. Wir feiern in unserer Freizeit und freuen uns des Lebens, dabei dreht sich der Spieß auf dem ein Kalb oder Ferkel steckt. 
Wir Menschen sind Barbaren und genau darüber will ich schreiben. 

Auch wenn es sich hier wie eine Anklage anhört, ich schreibe über mich selbst. Über 32 Jahre meines Leben die ich damit verbracht habe, zu sehen wie sich die Erde auftut und Millionen von Tieren verschluckt, und dabei habe ich ruhig und ohne schlechtem Gewissen eine Bifi gegessen. Ich schreibe über 15 Jahre die ich damit verbracht habe, mir über Käse gedanken zu machen und dabei habe ich ignoriert, das es die Kälber sind die wegen meinem Bedarf an Käse ihre Mutter verlieren. Und das es die Kühe sind, die wegen meinem Bedarf an Käse leidend zusammenbrechen und deren Tod bereits vorprogrammiert ist.

Es geht um mich ja, um meine Schuld. Um meine Missachtung. Um meine Ignoranz.
Ich möchte etwas gut machen. Ich möchte die Welt verändern. Weil ich meine Vergangenheit nicht verändern kann. Ich kann nicht zurück gehen, ich kann nur im Jetzt leben.

Ich bin der Meinung das jeder Mensch sein Leben verändern kann, um die Welt zu verändern.
Letztens sagte irgendwer im Zusammenhang mit dem Gaza Konflikt:
"Stell dir vor, es ist Krieg und niemand geht hin!"
Ich sagte daraufhin - völlig aus dem Zusammenhang gerissen.

"Das ist so wie: Stell dir vor Fleisch wird angeboten und niemand kauft es!"

Und auf einmal war die Lösung zum Greifen nah. Wenn wir alle JETZT aufhören Fleisch zu konsumieren, verändert sich der Markt. Es geht immer um Angebot und Nachfrage, kommt keine Nachfrage, verändert sich das Angebot. 
Als erstes wird Fleisch billiger, das ist nur Logisch. Die Preise gehen nach unter. Aber wenn auch das nicht zieht, wird der Markt sich an dem anpassen, was der Konsument konsumiert. Wenn alle Deutschen heute anfangen Vegan zu leben, verändert sich die Welt. Andere Länder werden nachziehen. Der Markt muss dementsprechend reagieren. Es werden  mehr Vegane Lebensmitteln produziert und vorallem wird es günstiger werden - nicht gleich, aber in naher Zukunft. 

Der Verbraucher hat eine unglaubliche Macht und einen großen Einflüss, was die Marktwirtschaft betrifft. 
Die Fleischproduktion wird erst mal versuchen in andere - noch nicht beeinflussbare Länder zu importieren. Aber das geht nur eine gewisse Zeit. Der Verlust ist dennoch enorm. Massentierfabriken machen pleite und müssen andere Wege finden. Fleischereien müssen umdenken lernen. Der Beruf Metzger stirbt langsam aus.

Bis dahin laufen meine Träume wie ein Endlosfließband. Was danach passiert ist für mich erst einmal nebensächlich, so weit denke ich nicht. Ich weiß aber das andere Menschen viel weiter denken, sie denken ins Unermessliche und weil ihnen diese Gedanken Angst machen, bleiben sie lieber auf dem sicheren Hafen. "Weil diese Zukunftsträume angst machen, nehmen wir lieber weiterhin Leid in Kauf!"

Sie  nehmen  es in Kauf das wir eines Tages über Knochen gehen und sie nehmen es in Kauf das die Treibhausgase unser Klima zerstören. 

Wir Menschen zerstören uns selbst und das ist uns lieber, als die Angst vor der Unwissenheit, was passiert wenn kein Fleisch mehr verkauft wird.

Ernährung ist keine Privatsache mehr, wir müssen anfangen über unseren Tellerrand hinweg zu blicken.
Denn Jeder kann die Welt verändern und somit Leid verhindern -
Wenn er nur will....

Ich bin sehr glücklich über das schreiben zu können, was mich wirklich beschäftigt.
Jetzt noch mehr als vorher...


In dem Sinne...

Hei, ich bin Redakteurin! Und meine Tochter findet es: Hammercool!!!

Euch alles Liebe von der Jo vom Tierhof Amoa